Mythologisches und Unbewusstes – die Lichtreisen der Anna Breycha.
Die Wahrheit, oder die Suche danach, sind die zentralen Themen in den Bildern von Anna Breycha. Wobei es nicht um allgemeingültige Wahrheiten geht, sondern um die sehr persönliche.
„Malen, schreibt Anna Breycha, ist wie ein tägliches Aufschreiben des Erlebten”. Der starke Bezug auf antike Mythen in ihren Bildern ist deshalb kein Widerspruch, sondern folgt geradewegs Kafkas Satz der da besagt: „Meistens wohnt der, den man sucht, nebenan”. Mythen spiegeln in diesem Sinn auch psychische Inhalte wider und sind deshalb bis heute so wirkungsmächtig geblieben.
Was können wir auf Anna Breycha Bildern sehen? Nichts, was eindeutig erkennbar wäre. Was auf den ersten Blick wie eine reine Abstraktion wirkt, bekommt beim zweiten Hinsehen fast naturalistische Formen. Landschaften, unendliche Weiten, Höhlen, Meere, Wolken scheinen auf und verschwinden wieder. Farben und Formen scheinen sich im Sturm zu bewegen.
Figürliche Schemen tauchen an die Oberflächen und tauchen wieder ab in den unendlichen Grund. Auch jene Unschärfen, wie wir sie aus der Fotografie kennen, stecken wie eine Abstraktion in ihren Bildern, wie ein neues Informel, ein opulentes Angebot an das Auge des Betrachters und gelegentlich auch etwas Theatralisches, die Dramatik der Natur und natürlich auch der Romantik. All das geht bei Anna Breycha auf eine „Reise ins Licht“. Und da interessieren sie auch jene dunkleren Meister der Malerei nicht, nicht K.O. Götz und nicht Sonderborg.
Anna Breycha malt nicht die Wahrheit, sondern verschreibt sich dem (Licht)Schein. Oder ist es umgekehrt?
Ludwig Zerull
(Auszug aus einem Gesamttext)
ANNA BREYCHA, Malerin.
Lebt in Lüchow/Dannenberg (Deutschland), arbeitet in unterschiedlichen Ländern.
1948 Anna Breycha wird in Falkenberg/Elster (ehemalige DDR) geboren. Ihre Mutter ist holländischer Abstammung, der Vater gebürtiger Tscheche. Ihr Vater ist von Beruf Windmühlen- baumeister, er widmet sich in seiner Freizeit der Malerei und Musik. Oft begleitet Anna ihren Vater zum Malen in die Natur. So wächst sie mit “Pinseln und Mandoline” auf.
1960 die Familie verlässt die DDR.
1970 Anfang der 70-er Jahre arbeitet Anna als Fotomodel in Paris und London. Sehr wichtig – und für ihre spätere künstlerische Entwicklung prägend – sind ihre vielen Reisen in dieser Zeit, u.a. Marokko und Ostafrika. Fasziniert von Ursprünglichkeit und Einfachheit entschließt sie sich zu einem Leben auf dem Lande.
1973 kommt Anna in den Landkreis Lüchow/Dannenberg und wohnt seitdem in Landsatz.
1975 – 1982 widmet sie sich der Fotografie. Ihre Themen sucht und findet sie in ihrem neuen Umfeld: Landschaften und Menschen, die Bewegung der Atomkraftgegner, die Platzbesetzung des Dorfes und später kommen die Portraits befreundeter Künstler hinzu.
1981 vertieft sie ihre fotografische Arbeit als Studentin an der Gesamthochschule in Kassel (experimentelle Fotografie), gleich zeitig besucht sie Aktzeichenkurse.
1982 Sie entscheidet sich für die Malerei und geht für ein Jahr nach Mallorca, als Schülerin des amerikanischen Malers Norman Jenkins, einem Leger – Schüler.
1984 – 1988 wird sie Studentin von Prof. George Eisler und Prof. Josef Mikl an der Sommerakademie Salzburg.